Vorwarnung: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten diesen Blogeintrag nicht lesen!
Unser Plan?
Um 08.00 Uhr aufstehen und den 10.00 Uhr Bus nach El Nido erwischen.
Wie es tatsächlich war?
Niko war schon um halb sechs wach und – um es vorsichtig auszudrücken – kotzte er sich die Seele aus dem Leib, da er wohl einfach zu faul war den Beilagezettel seiner Malariaprophylaxe zu lesen und die Tablette auf nüchternen Magen schluckte (das kann uns dank super ärztlicher Beratung natürlich nicht passieren 😉 ). Katrin stand um halb acht auf, um noch zu duschen – und dann festzustellen, dass Niko verschwunden war und Johanna sich in einer Art komatösem Dornröschenschlaf befand. Soweit, so gut.
Natürlich haben wir den 10.00 Uhr Bus nicht bekommen. Und auch den um 12.00 verpassten wir um Längen. Aber da wir ja gelernt haben, dass „kein Plan“ sowieso der „beste Plan“ ist (Phillippinoweisheit) beschlossen wir uns von unserem schlechten Timeing nicht unterkriegen zu lassen und machten uns nach einem leckeren Frühstück auf der atemberaubenden Bambusterrasse des Hostels (es gab sogar Vollkornbrot… Yeah J )auf zum Strand von Puerto Princesa. – Was für eine Enttäuschung!
Der Strand war keineswegs traumhafter Sandstrand sondern eine steinerne Müllhalde.
Aber – da „kein Plan“ auch bedeutet, dass der Plan nicht scheitern kann sprangen wir ins nächste Tricycle uns ließen uns in Richtung Innenstadt kutschieren.
Ein Plakat – ein Blick – ein Schrei. Johanna hatte das Werbeplakat eines Beauty Salons entdeckt, der für nur 200 Pesos Massagen anbot – und da wir ja, wie vielleicht schon erwähnt, sowieso nichts anderes vor hatten, entschieden wir (und wenn wir sagen, „entschieden wir“ versteht sich ja von selbst, dass die Entscheidung ohne Nikos Zustimmung erfolgte 😉 ), dass es durchaus legitim sei, sich von dem ganzen Relaxen auch mal ein wenig zu erholen. Eine Stunde, zwei ganzkörper-/ und eine Fußmassage später, standen wir alle drei mit wackeligen Beinen und glückselig vor besagtem Salon, als Niko, der sich zuvor noch geweigert hatte auch nur einen Schritt in das Gebäude zu setzen, beschloss, sich auch gleich noch einen neuen Haarschnitt verpassen zu lassen. Gesagt – getan. Mit Mohawk (leider erfuhren wir erst später, dass dies unter den Phillipinos die absolut lächerlichste Firsur ist…) und breitem Grinsen verlies unser Küken den Salon und informierte uns schon mal vorsorglich: „I think this haircut always changes my personality. I get crazier!“
Wie groß der Einfluss des neuen Schnitts auf uns alle sein würde, konnten wir ja zu dem Zeitpunkt echt nicht wissen.
Auf dem Weg zurück zum Hostel entdeckten wir unverhofft eine Bar mit dem vielversprechenden Namen „Reggae Pulse“. Das hörte sich doch nach keinem Plan an!
Dort angekommen waren wir einmal mehr fasziniert was sich in einem Hinterhof doch so alles verbergen kann: eine Bambusbar mit gemütlicher Lounge, 3 Liter Flaschen Red Horse und die nettesten Phillippinos, die wir bis jetzt getroffen haben.
Kaum hatten wir uns hingesetzt, gesellte sich einer zu uns und meinte: „Seit ihr deutsch? Meine Mutter kommt ausm Schwarzwald!“
Geil, oder? So lernten wir Raphael kennen. Und mit ihm gleich alle anderen Mitglieder der „Barfamilie“, die in ihrer Bar lebt, feiert und schläft. Es dauerte nicht lange, bis wir erfuhren dass fast ausnahmslos alle auf der Straße aufgewachsen waren und außerdem auch noch in diversen Gangs tätig sind. Trotz dieser Information und zum Teil erschreckenden und für uns unvorstellbaren Ausführungen dieses Lebensstil fühlten wir uns keine Sekunde unwohl – im Gegenteil, das waren die charmantesten, hilfsbereitesten und freundlichsten Menschen, die wir bisher kennengelernt haben. Sie brachten uns nicht nur die phillippinischen Bargepflogenheiten (z.B. dass alle nur aus einem Glas trinken, das herumgereicht wird oder wie man „Dynamit“ isst) bei, sondern machten uns auch gleich einen Bus und ein Hostel für unseren Trip nach El Nido klar – und das zu Phillipinopreisen (MEEEGA herzig!).
Am liebsten hätten wir gleich unsere Sachen gepackt und wären eingezogen.
Mit den Stunden, die wieder einmal dahinrasten, wurde die Bar immer voller – und damit auch unser Tisch. Jeder wollte mit uns reden und jeder konnte uns eine neue, interessante Lebensgeschichte erzählen. Später am Abend wurden wir sogar noch Zeugen eines spektakulären Feuertanzes.
Aber was die Nacht eigentlich so verrückt machte, war etwas völlig anderes. Mama – sei jetzt nicht böse 😉 !
Als wir Raphael erzählten, dass wir vorhatten uns als Erinnerung an unsere unglaubliche Zeit im Laufe der Reise ein gemeinsames Tattoo stechen lassen wollten, wurde der volltätoowierte Halbschwabe/Halbphillippino erst richtig aktiv. Nach einer Stunde hatten wir ein Motiv, auf das wir selber nie gekommen wären, das aber genau beschreibt, wie verbunden wir uns schon jetzt mit den Phillippinen und dem Lebensstil der Einheimischen fühlen. (Erklärung des Motivs auf Anfrage) Nur zwei Stunden später gab es auch schon eine fertige Zeichnung für Niko und uns.
Als Niko uns erzählte, dass Raphaels Tätowierer ihm das Motiv noch heute Nacht stechen wollte, lachten wir ihn erst mal gründlich aus.
Kurze Zeit später fanden wir uns selbst an einem Tisch sitzend und Wasser trinkend wieder – wir bereiteten uns auf unser Tattoo vor.
Haben wir extrem lange darüber nachgedacht? – Nein.
Werden wir es irgendwann bereuen? – Wahrscheinlich auch nicht.
Und wenn doch? – Zu diesem Zeitpunkt hat es uns so viel bedeutet, dass wir es einfach machen mussten.
Von da an ging alles Schlag auf Schlag. Der Tätowierer holte uns, Raphael und seine Gangstercrew so wie unsere Phillipinomädels vom Vorabend in der Bar ab und fuhr mit uns in ein Hotelzimmer. Dort sollte es also passieren. Es gibt zwar sichere hygienischere Orte um ein Tattoo zu stechen, aber sein Besteck sah genau so sauber aus wie in Europa und war genauso steril verpackt.
Jetzt gab´s kein Zurück mehr. Da wir kleinere Motive gewählt hatten als Niko, durften wir zuerst. Erst Katrin (die brauchte nämlich noch die Unterstützung der Tattogranny Johanna), dann Johanna. Und das ging noch viel schneller als die ganze Planung zuvor. Nur Niko saß und leidetet 3,5 Stunden, da er sich natürlich gleich den gesamten Unterarm mit einem traditionellen philippinischen Tattoo schmücken lassen musste.
Wir waren da dann doch etwas dezenter. Glücklich und müde traten wir gegen 04.00 Uhr den Weg zurück ins Hostel an und blieben dann auch gleich wach, um nun endlich (um 06.00 Uhr) den Bus nach El Nido zu erwischen.
Wir dachten nicht, dass es noch eine Steigerung von „Scheiß Bus“ gibt. Aber die gibt es doch…Die Fahrt wurde zu einer richtigen Zerreißprobe unserer Nerven, zumal wir ja auch alle nicht geschlafen hatten und mehr oder weniger unter Schmerzen litten.
Rückblickend können wir es selber noch gar nicht glauben, was da gestern passiert ist. Wir sitzen jetzt hier in einer Lounge in El Nido, direkt über dem Meer und lauschen dem Wellengang. So glücklich und zufrieden waren wir seit unserer Ankunft nicht. Aber es kommt noch besser – wir gehen nämlich nachher Schnitzel essen (und Niko kann sogar selber bestellen (Folgende Sätze und Worte haben wir ihm schon beigebracht: „Ich mag frisches Fleisch!“ „Schnitzel“ „Prost“ „Dankeschön“ „Gib mir Bier“ und „Scheiße“ – er könnte also eigentlich auch allein in Deutschland überleben).
So liebe Leute, was gibt’s sonst noch zu erwähnen? Wir haben uns gestern entschieden unser Visa zu verlängern und noch ein bisschen mehr Zeit auf den Philippinen zu verbringen. Wir lieben dieses Land! Und auch, wenn ihr jetzt vielleicht Einwände habt (schließlich MÜSSEN wir ja im ersten Land schon überwältigt sein) – tut uns leid, aber das ist uns absolut egal. Das hier erleben wir nur einmal – und da wir jeden Moment genießen, glauben wir auch nicht, dass wir die falsche Entscheidung treffen oder getroffen haben.
Wir haben euch lieb. Servus.