8.2. Frieden auf Erden

Narri!!! Erstmal wünsch ich euch allen eine super gute  alkoholreiche und spaßige Fasnet. Ich hoffe ihr habt den Schmutzigen gut überstanden und seid bereit für weitere Tage voller Frohsinn. In diesem Sinne:

Hans blieb do,
du weischt ja nit wie’s Wetter wird.
Hans blieb do,
du weischt ja net wie’s wird.
Ob es regnet oder schneit,
oder ob’s schön Wetter bleibt.
Ob es regnet oder schneit,
oder ob’s schön Wetter bleibt.

 

Glücklicherweise, bin ich im Gegegensatz zu euch, in der Position zu sagen, dass das Wetter die letzten Tage fantastisch war und die nächsten Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit auch so bleibt 😛 (Auch von Angie sonnige Grüße)
So. Was geschah am anderen Ende der Welt, während ihr euch für den Narrenauftakt warm gesungen und getrunken habt? So ziemlich das genaue Gegenteil.
Verkatert und übermüdet machten wir uns Montagmorgen, um 8 Uhr!, auf nach Nong Khiaw. Wir glitten drei Stunden lang durch das kurvenreiche und schlaglochgesegnete Hochland Laos und konnten uns auf der Fahrt den ein oder anderen Fluch nicht verkneifen, als und ein Loch in der Straße mal wieder 50 cm in die Höhe katapultierte. Doch schon beim ersten Blick auf das Dorf war aller Groll vergessen und wir standen staunend auf der Brücke über dem Fluss Nam Ou. Seht selbst:

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Das war der Wahnsinn! Selbstverständlich wurde auch gleich das Hostel direkt am Fluss angepeilt, welches süße kleine Bungalows mit Terrasse UND Hängematte bietet. Einfach zu gut! Den kompletten ersten Tag verbrachten wir in unseren Hängematten, lasen oder genoßen einfach nur die traumhafte Aussicht.
Am nächsten Tag machte sich Angie früh morgens auf um eine Wander- und Kajaktour zu machen, die anscheined auch echt cool war, und Vincent, Max und ich haben den Tag gemütlich anfangen lassen und brachen erst gegen Mittag auf um mit unseren gemieteten Fahrrädern die Gegend zu erkundschaften. Das hätte auch echt super werden können, wenn bei unseren Fahrrädern nicht alle 200 Meter die Kette abgesprungen wäre. Wie nervig. Also wurde aus unserer Fahrradtour halt doch eine Wandertour und da wir sehr faule Zeitgenossen sind was Laufen angeht schafften wir es gerade mal bis zur ersten Höhle (2,5km). Joa, war halt eine Höhle. Das ist wie mit Tempeln. Am Anfang großes Staunen, nach der Zehnten absolute Gleichgültigkeit. Das einzige was diese Höhle von den anderen unterscheidet ist ihr historischer Hintergrund. Während des Vietnamkriegs haben sich hier nämlich die Bewohner der Region vor den heftigen Beschüssen versteckt.
Nach zwei Tagen in Nong Khiaw war dann genug gegammelt und wir beschlossen in das noch entspanntere und ruhigere Muang Ngoi Neua (versucht das mal auszusprechen…) weiterzufahren.
Ein MINI-Boot brachte uns, und zwanzig Andere, am nächsten Morgen nach Muang Ngoi Neua. Warum ein Boot? Weil es keine Straßen dorthin gibt. Stell sich das mal einer vor. Keine Straßen!

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Naja, die Fahrt hätte komfortabler seien können, aber immerhin saßen mir drei wunderhübsche Schweden gegenüber die mich den unbequemen Bootsboden fast haben vergessen lassen. 😉
Dann kamen wir nach einer Stunde durch die schöne Natur Laos in Muang Ngoi Neua an. Ich dachte nicht das man Ruhe und Frieden steigern kann, aber nach dem Dörfchen weiß ich – es geht!
Direkt an der Bootsanlegestelle gabelte uns ein weiterer, unverschämt gutausehender, Schwede (was will man mehr) auf und bot uns an in seinem Hostel direkt am Fluss abzusteigen. Nachdem wir die Zimmer, die Hängematten, die Aussicht und die extrem bequemen Betten inspiziert hatten war uns klar, dass das ein Angebot war das wir nicht ausschlagen wollten und konnten.
Zufrieden seufzend ließen wir uns, mal wieder , in unseren Hängematten nieder und genoßen den Sonnenuntergang. Leute! Wenn ihr einmal den Sonnenuntergang zwischen den zerklüfteten Karstkegeln beobachtet habt, dann seid ihr verhunzt für alle anderen dieser Art. Man fühlt sich, als ob man in ein Kunstgemälde geraten ist. Amazing!

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Wenig später begaben wir uns in das angrenzende Restaurant um uns königlich bewirten zu lassen. Gegrillter Fisch, Ente, angedünstetes Gemüse mit Cashew-Nüssen und Chicken Suzy… Alles was das Herz begehrt. Und natürlich nicht zu vergessen die köstlichen, frischen Fruchtshakes.
Satt und glücklich setzten wir uns an die improvisierte Bar und unterhielten uns mit dem (schwedischen, ohhh…) Besitzer Gabriel darüber was ihn an den abgelegen Ort in Laos geführt hat.

Jetzt bekommt ihr mal eine ganz andere Art von Liebesgeschichte:
Gabriel ist 21 Jahre alt. Vor zwei Jahren entschied er sich nachdem er, genauso wie ich, die Schule beendet hatte, dass Schweden nicht das einzige Land auf der Welt sei und zog los um Asien zu entdecken. Er reiste nach Laos. Dort lernte er in Vang Vieng eine hübsche Laotin kennen und verliebte sich unsterblich in sie. Sie war zu diesem Zeitpunkt aber schon 23 (jetzt 25) und hatte einen einjährigen Sohn mit einem Holländer. Das hat ihn aber nicht weiter gestört und er reiste mit ihr in ihre Heimatstadt Muang Ngoi Neua um ihre Familie (+Sohn) und Freunde kennen zulernen. Er entschied, das er wohl nie wieder eine Frau und einen Ort so lieben könnte wie diesen und heiratete die Laoten. Jetzt haben sie zusammen ein Hostel gebaut und kümmern sich herzzerreißend um ihre vier Monate alte Tochter Jaja.
Also zieht euch das mal rein. Der Kerl ist 21, führt sein eigenes Hostel, ist verheiratet, hat eine Tochter und ist schon Stiefvater. WTF??? Ich bin gleich Alt und habe grad mal die Schule auf die Reihe bekommen. Ich weiß wirklich nicht ob ich von dieser Geschichte beeindruckt sein oder Mitleid empfinden soll, da er eigentlich viel zu jung für so eine Verantwortung ist. Verstörrend!
Am darauffolgenden Tag machten wir eine Wandertour zu einer – tadadadada – Höhle und einem kleinen Dörfchen 5 km entfernt von Muang Ngoi. Erschrocken mussten wir auf unserem Weg feststellen, dass die Chinesen schon das Zepter in Nordlaos in der Hand halten. Überall sieht man Bagger und Walzmaschinen die fleißig bemüht sind eine Straße von China durch komplett Laos zu bauen. Der ruhigste und friedlichste Ort den ich je gesehen habe wird durch die blöden Chinesen zerstört und wir hilflos mittendrin.

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Das ist wirklich traurig. Es gibt nur vier Stunden Strom am Tag, kein Internet und keinen technischen Quatsch und das erste was gebaut wird ist eine Straße?! Was soll den das? Außerdem zerstören sie die ganze Natur drum herum. Unser Wanderweg musste auch einem Feld der Zerstörung weichen.
Also als Tipp: Ihr solltet dringend demnächst nach Laos, falls ihr das Land noch in seinem Ursprung sehen wollt. Bis in fünf Jahren ist alles vorbei und man fühlt sich wie in Thailand. Organisiert, sauber, charakterlos.
Wir folgten dem Weg in knallender Sonne zu der Höhle, laaaaaangweilig, und zu dem Dörfchen von dem uns schon so viel erzählt wurde. Dort sollte nämlich ein laotische Hochzeit stattfinden und das wollten wir natürlich nicht verpassen.
Im Dorf angekommen schafften wir es nicht mal 50 Meter ins Dorf. Wir wurden sofort von der Hochzeitsgesellschaft abgefangen an den Tisch gesetzt und mit Essen und trinken versorgt. Kaum einer sprach Englisch, aber die Leute dort waren sowas von freundlich. Sie fütterten! uns und kamen alle 5 Minuten mit einem vollen Glas voll Laolao-Schnapps an unseren Tisch. Wir aßen, tranken, tanzten und spielten mit den Kids.

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Das war einfach ein riesen Spaß… Man ist es als Wesi halt einfach nicht gewohnt in fremden Kreisen so herzlich aufgenommen zu werden. Wie sich im Nachhinein rausstellte vielleicht etwas zu willkommen. Nach drei Stunden Hochzeit waren wir alle mega betrunken von dem Schnaps und hatten immer noch zwei Stunden Heimweg in der prallen Sonne vor uns. Gott sei Dank, waren wir besoffen. Der Rückweg war anstrengend, aber auf Grund unserer Alkoholspiegels sehr, sehr lustig. Übervoll mit Schlamm (auf Grund einiger Ausrutscher im unebenen Gelände) kamen wir immer noch besoffen wieder im Hostel an und legten uns erstmal für einen Powerschlaf in die Chill-Out-Area (alias Decken und Kissen auf dem Boden).
Später gönnten wir uns sogar noch eine Massage für vier Euro und schlossen damit einen perfekten Tag ab.
Also ihr Daheimgebliebenen. Eure nächste Reise sollte definitiv nach Laos führen. Ihr werdet es nicht bereuen. Bezauberndes Land mit bezaubernden Menschen.
Noch etwas Kultur
Unser Massagemann hat uns erzählt, dass fast alle laotischen Jungs ein Jahr ihrer Jugend im Tempel als Mönch verbringen. Zum einen bietet ein Tempel kostenloses Essen und ein Bett und zum Anderen Bildung und spirituelle Hingabe. Die nehmen sich quasi ein Jahr Auszeit zum Meditieren und erlernen anderer Sprachen oder ähnliches.
Wie geil is das denn bitte? Die Deutschen wurden zur Bundeswehr geschickt und die Laoten in den Tempel zum meditieren… Auf einmal ist einem total klar warum dieses Land so tiefen entspannt ist und die Deutschen nicht.

Denkt mal drüber nach…

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