18.1. Chiang Mai und ein höllischer Touritrip

Tempel, Tempel, Tempel, Tempel, Touris! So schaut’s aus in Thailand…

Nach unserer Wiederkehr aus Pai musste ich mich schon nach zwei Tagen (mal wieder schweren Herzens) von der Bagage verabschieden. Schmutzi, Adi, Felix, Joschi und Lene zogen weiter nach Laos. Ich wäre wirklich gerne mitgegangen, aber die Angie ist schon fast auf dem Weg hierher und ich will natürlich mit ihr den neuen (noch) grauen Fleck auf der Landkarte erforschen. Also blieb ich alleine in Chiang Mai zurück. War aber nicht weiter dramatisch, denn ich freute mich drauf mal ein paar Tage allein zu sein. So richtig alleine! Ich blieb auch in der kleinen Pension in der wir untergekommen waren, weil hier einfach keine anderen Reisenden sind. (Ausgenommen ein paar Japaner, aber die sprechen kein Englisch also zählt das nicht. Außerdem hängen die eh 18 Stunden am Tag vor ihrem Ipad rum und skypen) Die letzten Monate war ich, bis auf die drei Tage in Indonesien, immer von Menschen umgeben und es tut einfach mal wieder gut etwas Zeit für mich zu haben. Man kann machen was man will, wann man will, wo man will und ist nicht ständig im Socializ-Zwang.

Nach wochenlangem Rumhängen (und 6 kg mehr auf den Hüften) und Nichtstun hat mich auch endlich wieder die Unternehmungslust gepackt. Am ersten Tag, noch mit Lene, erkundeten wir Mädels die Umgebung von Chiang Mai. Das war vielleicht ein Tag… Erst hatten wir einen Platten (Ein neuer Schlauch hat doch tatsächlich 5! Euro gekostet. 5! Wucher!). Dann wurden wir von der Polizei angehalten, weil Lene keinen Helm hatte und hätten fast einen Strafzettel dafür kassiert. Das Kunstdorf, welches im Lonely Planet als wunderschön betitelt wurde, stellte sich als Tourishoppingmeile heraus. Das bedeutet man kann dort nur unnötigen scheiß erwerben den keiner braucht, aber jeder Touri als Mitbringsel für daheim ersteht… Enttäuscht, aber noch nicht ganz demotiviert machten wir uns auf um den See auszukundschaften den unser Hostelbesitzer uns empfohlen hat. Der war wieder ganz nett, aber eigentlich auch nicht spannend. Sah genauso aus wie der Kirnbergsee in Unterbränd…

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Und der letzte Tagespunkt war… – natürlich ein Tempel. Auf einem Berg neben Chiang Mai thront dieser riesengroße goldrote Tempel und er wäre so bezaubernd gewesen, wären da nicht die anderen 1000 Menschen gewesen. Naja. Egal. So ist das halt in Thailand. Es gab zumindest ein paar nette Urlaubsbilder für Mutti und Vati (Tempel sehen auf Bildern immer toller aus als sie in Wirklichkeit sind)und für jeden von uns ein heiliges Baumwollarmband, welches uns ewiges Glück und Gesundheit bringen soll.

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Der Tag war nicht super, aber wir haben immerhin was gemacht.

Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von der Gruppe und zog los um mir das Zentrum von Chiang Mai anzuschauen. Ich sah einen Tempel, noch einen Tempel, einen Buchladen, Tempel, Buchladen, Tempel, Tempel, Buchladen, Tempel und dann hatte ich keinen Bock mehr. Chiang Mai hat über 300 Tempel und gefühlte 100 Buchläden. Am Anfang findet man es schön und interessant, aber nach dem 5 Tempel und 3 Buchladen macht’s halt echt keinen Spaß mehr. Kennt man einen, kennt man alle! Das gilt für Tempel, wie auch für Buchläden habe ich festgestellt. Ich verzog mich mit meinem Buch in ein Cafe und trank dort frisch gepressten Zitronensaft mit Minze. Das war so gemütlich und der Saft so lecker, dass ich mich dort für den Rest des Tages nicht mehr wegbewegte.

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Zurück im Hostel entschied ich, dass das noch nicht alles gewesen sein kann was Chiang Mai zu bieten hat und buchte für den nächsten Tag eine Tour.

Hier die Tourbeschreibung:

ONE DAY TREK

Visit Elephant camp in the north jungle and take elephant ride into the forest. Then, take a walk to visit Meo Hilltribe Village. After that walk back to have lunch and drive to visit Karen Hilltribe Village and then waterfall, enjoy swimming at the waterfall before drive back to take a bamboo raft. Lastly, return to town.

(Eins zu eins aus der Broschüre übernommen)

Ich erkundigte mich noch bei der Hostelmama, ob das wirklich eine Wandertour und kein Tourischeiß sei und sie sagte: „Yes, of course. It’s a real adventure. All my guests loved it. Not much Tourists.” Ok! Das hört sich doch gut an. Ich stellte mir den Trip ungefähr so vor:

Auf dem Rücken von Elefanten reiten wir querfeldein in den Dschungel um Orte zu entdecken die noch kein Mensch vor uns gesehen hat. Danach wandern wir stundenlang über die Berglandschaft und genießen den phänomenalen Ausblick über die Reisterassen um dann in einem einheimischen Dorf einzukehren, wo die Einwohner noch so leben wie vor 100 Jahren. Das anschließende Bamboorafting führt uns auf unruhigem Gewässer durch den Urwald und wir sind mindestens zehn Mal kurz davor zu kentern und zu ertrinken.

DAS ist für mich ein Abenteuer! Aber ich hätte es besser wissen müssen…

In Wirklichkeit lief es nämlich so ab:

Morgens um acht sammelte mich ein klimatisierter VIP-Van vor meinem Hostel ein, indem mich vier Kanadier (zwei Pärchen, bääähhh…) und ein uraltes französisches Pärchen (Bäähh) begrüßten. Weniger später stieß noch! ein spanisches Pärchen (Bäähh)  und zwei japanische Mädchen (Juhuu, Japaner sind wenigstens lustig) dazu. Ich schaute mich um und wollte sofort wieder raus. Ich ahnte schon wie der Tag laufen wird…  Fast alle trugen sie (bis auf die Japanerinnen, die sahen wie immer total overdressed aus) atmungsaktive und schnelltrocknende Trekkingklamotten inklusive Markenwanderschuhe oder ein Chang-Bier Shirt, khakifarbene Shorts, Sandalen und weiße Tennissocken. Ich schaute an mir herunter… Ausgelatschte Chuks, fleckige Shorts und ein müffelndes, verratztes Top. Traveller vs Tourist! Spätestens als sich rausstellte, dass die französische Krampfadervereinigung kein einziges Wort Englisch sprach und ich mit meinem spärlichen Schulfranzösisch Übersetzter spielen musste realisierte ich, dass ich in der Tourihölle angekommen war.

Ich versuchte es mit Humor zu nehmen und begnügte mich damit bei jeder Touriaussage in mich hinein zu kichern. Ist schon echt witzig wie die sich anstellen. Auf der Hinfahrt zum Beispiel fuhr der Vanfahrer etwas zu schnell über einen Straßenhubel was gleich von den Kanadiern mit „Oh my God! We’re really in the 3. world. The streets are full with holes. I hope he drives carefully. It is so dangerous here and I don’t want to have an accident.” kommentiert wurde. I saß da, dachte zurück an die Straßen auf den Philippinen oder Kuta/Lombok und schüttelte nur den Kopf. Zur Info: Die Straßen in Thailand sind spitze!

Am Elefantencamp angekommen ereilte mich schon die nächste Enttäuschung. Elefanten so nahe zu kommen war schon echt cool und auf ihnen zu reiten auch, ABER…

  1. Die Tour war eher wie Ponyreiten, kein wirkliches Abenteuer. Einmal eine Runde im Kreis auf einem vorgegeben Weg.
  2. Wurde mit den armen Tieren so schlecht umgegangen, dass ich nach 500 Metern wieder absteigen wollte. Mein Elefant war etwas bockig und wollte eher fressen als laufen und wurde dafür mit einem Stock an dem ein langer Nagel befestigt war malträtiert. Richtig gemein! Der Typ hat dem armen Elefanten die ganze Zeit ins Ohr, auf den Kopf oder auf den Rüssel gehauen. Mit der spitzen Seite versteht sich. Ich bat den Elefantenführer absteigen zu dürfen, aber der verstand leider kein Englisch und von einem drei Meter hohen Tier in den Dschungel zu hüpfen hab ich mich dann doch nicht getraut.

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Es gab zwar ein tolles Foto, aber genießen konnte ich es nicht. Ich war eher kurz davor nachts das Camp zu überfallen und alle Elefanten in die Freiheit zu entlassen…

Nach dem Elefantenreiten wurden wir alle wieder in den Van gesetzt (in der Beschreibung stand aber wandern!) und es ging weiter zu dem alten Bergdorf. Dieses entpuppte sich, wie kann es auch anders sein, als Tourispot. In jeder Hütte war ein kleiner Shop, indem man Tücher, Täschchen, Armbänder, T-Shirts etc kaufen kann. (Überall der gleiche Mist)  Mit Kultur hatte das wenig bis gar nichts zu tun. Ich wurde auch echt ein bisschen stinkig, weil wir in dem Dorf eine Rast von einer Stunde machen mussten, damit auch alle schön was kaufen! Ich wollte wandern und Abenteuer!!! Endlich hatten alle ihr Geld verprasst und die eigentliche „Wandertour“ konnte beginnen. Wandertour! Wandern bedeutet für mich stundenlang durch die Pampa zu marschieren und die Natur bewundern. Auf touristisch läuft das aber anders ab. Wir spazierten vierzig Minuten einen Weg entlang der uns, ooooohhhhhh wir aufregend, über zwei Bambusbrücken führte. Diese Brückenüberquerungen nahm doch tatsächlich zwanzig von den vierzig Minuten wandern in Anspruch. Die haben sich so in die Hose gemacht, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Alle schlichen sie im Schneckentempo über die fünf Meter lange Brücke und setzten vorsichtig einen Schritt vor den anderen um ja nicht abzurutschen und ins Wasser zu fallen.

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Unglaublich! Aber wenigstens war es lustig. Vor allem die zwei Japanerinnen, welche bei jedem Schritt quickten und ihren Hut noch ein bisschen fester packten (siehe Bild). Zum nächsten Tagespunkt, der Wasserfall, muss ich nichts sagen. Einfach langweilig!

Nachdem alle kurz geplanscht hatten wurden wir wieder in den Van befördert und es ging zum Lunch. Wenigstens das Essen war superlecker… Für mich zumindest. Es gab Reis, Curry, Gemüse, frische Früchte… Dem Rest hatte es nur mäßig geschmeckt was zu einem Gespräch über das thailändische Essen und gute Restaurants in Chiang Mai führte. Es wurde debattiert und man kam gemeinsam zu dem Entschluss, dass das wahre und wirklich leckere Thaiessen nur in den jeweiligen All-Inclusive Hotels zu finden sei. Kein scheiß! Ich übertreibe nicht! Genauso lief das ab.

Spätestens an dem Punkt wollte ich zurück ins Hostel. Ich war gelangweilt, genervt und ich ahnte, dass das Bamboorafting den Tag nicht mehr retten wird. Überraschenderweise tat es das aber. Es war jetzt keine spektakuläre Entdeckungstour, aber unser Flosskapitän sah mir wahrscheinlich an wie gelangweilt ich war und das ich keine Lust mehr hatte mich mit den Franzosen zu unterhalten (Natürlich wurde ich den ganzen Tag immer in deren Gruppe eingeteilt, denn mit wem sonst hätten sie sich unterhalten sollen…) und bot mir an das Ruder in die Hand zu nehmen. Das war cool. Nur mit einem Stab in der Hand lenkte ich unser Boot den Fluss runter durch den Dschungel und stürzte sogar einmal fast ins Wasser, weil ich eine Stromschnelle etwas unterschätzt hatte. Durch diese Wendung endete der Tag dann doch nicht so blöd wie er angefangen hatte.

Das war meine Trekkingtour!

Ihr fragt euch bestimmt, warum ich so schlecht auf Touristen zu sprechen bin. Ganz einfach! Jeder Reisende sieht den Tourist als Parasit an, der von Hotel zu Hotel reist mit seinem abschließbaren Köfferchen und seiner Multifunktionskleidung. Der Tourist zahlt jeden (noch so hohen) Preis, ist ständig am meckern, hat keine Ahnung von der wirklichen Kultur und legt mehr Wert auf schöne Urlaubsbilder. Er ist meistens nicht bereit über den Tellerrand zu schauen und zu checken warum hier eigentlich alles so billig ist und außerdem… Sie sind halt einfach Touristen. Sie rennen halb nackt durch die Gegend, denken sie können sich alles erlauben und geben einen Dreck drauf ob das hier als respektlos erachtet wird oder nicht. Sie fliegen nach drei Wochen Hotel- und Sehenswürdigkeitenrun wieder nach Hause und sind der festen Überzeugung das Land in dem sie ihren Urlaub verbracht haben wirklich gesehen und kennengelernt zu haben.

Philipp Mattheis hat es mal ganz passend ausgedrückt:

Der Reisende zieht mit einem Rucksack durch die Gegend und dieser sagt über ihn aus: „Hey. Ich will die Welt sehen, Menschen treffen und von anderen Kulturen lernen“. Der Rollkoffer der Touris sagt: „Fass mich nicht an. Ich bin gesichert.“

Und so ist es auch. Ihr seht: Ich bin ganz schön genervt von dem Touritag 😀

(Und beim zweiten Mal durchlesen stelle ich auch eine gewisse Arroganz fest. Von wegen Reisende sind was besseres, weil sie die Welt sehen und verstehen… Hahaha 😀 So ist es natürlich auch nicht. Aber ehrlich! Jeder Reisende würde mir zustimmen! Alle sind genervt von Touristen, ihrem Gebärden und vor allem von ihren Aussagen bzw Gesprächstehmen.)

So, wenn dieser Punkt erreicht ist wird es Zeit weiterzuziehen. Ich denke ich habe Chiang Mai und Umgebung ausreichend erkundet und alles gesehen, was es zu sehen gibt. Ich mach mich später auf den Weg zum Bahnhof um mich langsam aber sicher wieder nach Bangkok zu begeben. Natürlich nicht direkt. Ich habe noch vier Tage bis ich Ada in Bkk wiedertreffe und diese Zeit soll nicht ungenutzt verstreichen. Erst mal mache ich einen Stopp in Lopburi, einer uralten Stadt die anscheinend 6-11 Jahre n. Chr. erbaut wurde, und dann geht’s noch für einen Abstecher nach Ayutthaya, der ehemaligen Hauptsadt von Thailand.

Also, Servus!

13.1. Pai – Back to the 70’s

Thailand. Ich mag Thailand. Sehr sogar…

 

Ihr erinnert euch dass ich erwähnt hatte das ich in Chiang Mai meinen Klassenkamerad Schmutzi getroffen habe? Nein ? Also. Ich hab Schmutzi mit seiner Bande (Felix, Adi, Joschi und Lene) in Chiang Mai getroffen. Überwältigt von der Tatsache, dass wir uns ein fast ein halbes Jahr nach dem Abiball am anderen Ende der Welt wieder treffen entschieden wir es sei quasi eine Pflicht ein paar gemeinsame Tage zu verbringen. Also auf nach Pai! Wir mieteten uns für vier Tage einen Roller und machten uns auf die 762 Kurven nach Pai zu befahren. Das war so geil. Wir sahen aus wie eine kleine Mopedgang die sich aufmacht, um große Taten zu vollbringen. Allein der Weg nach Pai war die ganze Sache wert. Wir stoppten bei einer Grundschulparty und feierten ein bisschen mit den Kids (Eine Frechheit war das. Ich durfte nicht auf die Hüpfburg, weil ich schon zu groß bin. So ein Käse!)

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, wir besuchten fast eine heiße Quelle (entschieden aber das 200 Baht eindeutig zu viel seien), tranken Cappuccino in einem Cafe am Straßenrand, entdeckten einen Tempel auf einem Berg

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und genossen die traumhafte Berglandschaft von Nord-Thailand. Und natürlich nicht zu vergessen die 762 Kurven nach Pai, welche sich über eine wunderschöne Bergestraße erstrecken. Das macht ja so Spaß mit dem Roller durch die Kurven zu düsen.

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Das Pai anders ist als alle Städte die man bisher gesehen hat merkt man schon kurz nach dem Ortschild. Auf einmal tragen alle um einen rum weite Aladinhosen und aus Baumwolle gefertigte Westen, sie bedecken ihre Dreadlocks mit handgestrickten, bunten Mützen und es herrscht eine so chillige Atmosphäre, dass man sofort versteht warum einige Reisende ihren Aufenthalt hier schon mehrmals verlängert haben.

Durch etwas Glück fanden wir dann auch gleich ein super Hostel, welches uns einen sagenhaften Blick auf Pai und die Berge ermöglicht. Wir haben unseren eigenen Bungalow mit Terrasse (und Hängematten) von welcher wir zugleich einen traumhaften Sonnenuntergang beobachtet konnten.

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Zufrieden mit den Ereignissen des Tages wurde es Zeit sich mal Pai anzuschauen. Wir spazierten über einen Nachtmarkt auf dem man viel Hippiezeug kaufen kann (also nur so Stoffzeugs, vegetarische Straßenstände und so) und fanden auf dem Weg auch noch ein superleckeres Restaurant. (Die „Pai Cooking School“. Leute ich leg‘s euch ans Herz. Falls ihr je nach Pai kommt, dann geht da hin! Das Panang Curry war köstlich. So köstlich, das ich es die letzten drei Tage jeden Abend gegessen habe… Außerdem ist die Chefin die coolste Frau auf der Welt und sorgt immer dafür, dass ihre Gäste kulinarisch Erfahrungen sammeln. Uns hat sie zum Beispiel Leber und Suppe mit Blutklumpen probieren lassen. Und des war sogar gar nicht so schlecht…)

Nachdem wir uns satt gegessen hatten machten wir uns auf den Weg um ein bisschen Pai auszukundschaften. Pai ist ja so cool… Überall gibt es kleine Bars mit Feuerstellen, in denen sich die ganzen Backpacker und Hippies tummeln um billiges Bier und Marihuana zu konsumieren. Alles läuft hier etwas langsamer und relaxter ab. Jeder ist gut Freund mit jedem und nirgendwo wird gehetzt oder unchillig gehandelt… Man könnte hier wirklich eine Ewigkeit verbringen, wenn da nicht dieser kleine Hacken wäre. Nachts wird es arschkalt! Ich kann mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal so gefroren habe. Die Temperaturen gehen hier runter bis zu 2 °C. 2°C!!! Man kann seinen eigenen Atem sehen nachts! Das bin ich 1. nicht mehr gewohnt und 2. bin ich auch nicht dafür ausgerüstet. Ich habe genau einen Pulli und eine lange Hose. Bedeutet: Ich muss immer mit meiner Abendmontur ins Bett, weil ich sonst nicht schlafen kann weil es eisig kalt ist. Ich verstehe gar nicht wie das sein kann. Tagsüber sind es bis zu 30°C und sobald die Sonne weg ist fühlt man sich wie in der Antarktis. Kälteschock!

ABER man erträgt es, denn die Landschaft macht es wieder wett.

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Gestern sind wir an einem schönen Wasserfall gewesen und heut haben wir mal eine richtige Tour gemacht. Wir sind heute in ein 25 km entferntes Städtchen gefahren um festzustellen, dass der uns versprochene Markt eigentlich eher ein einziger Obststand war. Aber das machte nichts, denn direkt neben dem Ort befinden sich ein paar schöne Höllen mit Stalakmiten, Stalaktiten und vielen Schwalben.

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Hat Spaß gemacht dort rumzuklettern und sich im dunklen Berg nur mit Handylicht zurechtzufinden und der vielen Vogelkacka auszuweichen. Das war mal wirklich ein kleines Abenteuer. Danach ging’s weiter zu einem Aussichtspunkt auf 1450 Metern Höhe

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und endlich auch zu den heißen Quellen. Erst mal mussten wir eine richtige shity Straße bestreiten, aber das war wirklich jeden Meter wert. Das Wasser war Badewasserwarm und klar. Man kann sich gemütlich reinlegen, sich mit Schlamm ein natürliches Peeling geben und anschließen mit Seife waschen. Voll toll.

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Ihr hoffe ihr versteht nun warum ich Thailand mag. Wunderschöne Landschaft und herzliche Locals. Alles was ein Land braucht um zu überzeugen.

 

Ich würde prinzipiell noch länger hier in Pai bleiben, aber es ist mir einfach zu kalt. Die Jungs und Lene brechen morgen auch auf, weil die in ein paar Tagen in Laos sein wollen und ich begleite sie um mir Chiang Mai mal richtig anzuschauen. Das letzte Mal bin ich eher nur durchgereist, aber wir man hört hat die Stadt einiges zu bieten. Kunstvolles Zentrum, viele Koch-, Meditations- Massage- und Sprachkurse, einen Haufen Tempel und Elefanten. Ich will unbedingt Elefanten sehen und in den Hippiecafes Bücher lesen.

Also auf nach Chiang Mai!

10.1. Bangkok, Abschiede und Wiedersehen

Die Zeit war da. Die Zeit endgültig Abschied zu nehmen. Von den Philippinen, Maki, Felix und dem Friendly´s. Man ist mir das schwer gefallen! Ich hab dieses Land, ihre Bewohner und meine Freunde so ins Herz geschlossen, dass ich mal wieder in Versuchung war die Weiterreise abzublasen und dort zu bleiben. Die Vernunft, namens Ada, trieb mich jedoch schlussendlich doch zum Flughafen und schon kurz Zeit später landeten wir in Bangkok.

Bangkok

Ich muss zugeben, ich hab mir die thailändische Hauptstadt ganz anders vorgestellt. Irgendwie dreckiger, ruppiger, chaotischer, lauter, einfach asiatischer. Ist sie aber überraschenderweise nicht. Alles ist blitze sauber, organisiert und tadadada voll mit Touristen. Der erste Wow-Effekt ereilte uns schon im Taxi auf dem Weg zum Hostel. Der Fahrer hat uns doch tatsächlich nicht beschissen. Er hat es nicht mal versucht! Wo gibt’s den sowas in Asien? Er hatte uns einfach brav, ohne Diskussion, zum Hostel gebracht. Verstörend… Wir entschieden unseren Thailandaufenthalt am Backpackerursprung zu beginnen. Der Khoasan Road. Es gibt hier doch wirklich ein ganzes Stadtviertel voll mit Hostels, Souvenirläden, Bars und natürlich sämtlichen Fastfood-Ketten… Total krass. Alles ist voll mit Familien, Backpacker, Senioren, Sextouris… Man kann alles Mögliche und Unmögliche kaufen und sich für 3 Euro eine Thaimassage geben lassen. Also um kurz zu verweilen auf jeden Fall okay, aber länger als drei Tage auf keinen Fall. Man will ja keiner Touri sein…

 

So. Nachdem wir uns ja die letzten Wochen sehr haben gehen lassen wurde entschieden mal wieder ein bisschen Sightseeing zu veranstalten. Erste Station: Ein 45 Meter langer und 15 Meter hoher goldener Buddah.

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Danach wollten wir noch nach Chinatown, aber irgendwie wollte uns kein Tuk-Tuk hinfahren, da  „anscheinend“ überall stau sei. Naja auch egal. Dafür durften wir einen Blick auf den thailändischen König erhaschen. Wir spazierten nichts ahnend eine Straße entlang und plötzlich waren wir von drei Polizisten umzingelt die uns nötigten stehen zu bleiben und dem König zu winken. Kein Quatsch! Wir durften uns nicht mal hinsetzten um zu warten. Wir mussten am Straßenrand stehen und dem Thai-Chef unseren Respekt zollen. Haben wir dann auch gemacht und ich glaube er hat uns sogar zurück gewunken und angelächelt 😉

Zurück im Hostel checkten wir unsere Mails und stellten mit entzücken fest, dass die zwei deutschen Abiturienten Janic und Louis, welche wir bereits auf Bali getroffen haben, auch grad in Bangkok unterwegs sind und natürlich mussten wir die zwei Süßen wiedersehen.

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Wir trafen uns in einer Bar und tranken ein paar Bierchen, tauschten aus was wir so erlebt haben und ehe wir uns versahen saßen wir in einem Tuk-Tuk, welches uns zu einer der berühmten Ping-Pong-Shows brachte. Das war wirklich – beeindruckend! Ich war wirklich fasziniert, was die Mädels mit ihrem Geschlechtsteil alles anstellen können. Sie schossen Tischtennisbälle aus ihrer Vagina in einen Topf der drei Meter entfernt stand. Sie rauchten mit ihrer Vagina oder zauberten 10! Meter lange Bänder aus ihrem Intimbereich hervor. Eine konnte sogar ein Bild malen (nur mit ihrer Vagina), welches jeden BK-Lehrer glücklich gemacht hätte. Und als Finale haben doch tatsächlich noch zwei Thais auf der Bühne gepimpert. Und Leute da waren Stellungen dabei, das hat auch der härteste Pornofan noch nicht gesehen! Auch wenn das für euch komisch klingt, aber es war wirklich einen Besuch wert. Danach ging es wieder zurück zur Khaosan Road und dem Alkohol. Wir haben‘s mal wieder ordentlich krachen lassen und wurden dafür am nächsten Tag mit einem Irakkater belohnt. Das wäre auch eigentlich kein Problem, wenn ich nicht gestern hätte mit dem Nachtbus nach Chiang Mai fahren müssen. Aber mei. Bin ja selber schuld gewesen. Also schleppten Ada und ich uns am späten Nachmittag zum Booking Office um auf unseren Bus zu warten und Abschied voneinander zu nehmen. Sie ist nämlich gestern nach Laos aufgebrochen und ich in den Norden von Thailand. Oh man, ganz ehrlich? Es hat mir fast das Herz gebrochen ohne sie weiter zu ziehen. Ich vermisse sie auch schon schrecklich. Wir sind jetzt fast seit zwei Monaten zusammen unterwegs und haben eine Freundschaft aufgebaut, wie ich sie mit wenigen habe. Wir hatten super Zeiten zusammen, haben aber auch einige bekackte Tage zusammen durchgestanden, wie zum Beispiel Surabaya.Sie ist meine Seelenverwandte.

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Doch schlussendlich konnten wir uns dann aber doch voneinander losreißen. The show must go on! Der Schmerz war auch schnell abgeklungen, denn auf dem Weg zur Busstation habe ich doch echt zwei alte Bekannte wieder getroffen. Ich latsche total Gedanken versunken hinter meinem Busguide her und denke grad noch: Mhh, der eine Typ da vor dem Restaurant kommt mir bekannt vor. Das kann doch nicht sein. Oder? Es kann sein. Da standen Steven und Carlson. Die zwei Kanadier mit denen wir ganz am Anfang von unserer Reise auf den Philippinen zehn Tage in El Nido verbracht haben.  Südostasien ist wirklich ein Dorf! Aber es kommt noch besser. Ich bin heute Morgen um acht endlich in Chiang Mai angekommen und die zweite Person die ich im Hostel sehe ist der Schmutzi. Wir sind zusammen zur Schule gegangen und haben meisterlich das Abi zusammen bestritten. Das war eine Freude…

 

Ihr seht. Hinter mir liegen Tage voller Abschiede und Wiedersehen. Ich bin mal gespannt was mit Thailand noch so bringt… 🙂

5.1. Das Weihnachtsfest und zurück in alte Gewohnheiten

Verzeiht. Ich hab mal wieder lange nichts von mir hören lassen ich weiß, ABER ich war beschäftigt. Mit was? Feiern und Freunde treffen natürlich. It´s more fun in the Philipines!

Was so passiert ist:

Ada und ich sind Sonntagabend den 23.12. wieder in Manila angekommen und ich hab mich erst mal glücklich jauchzend in die Arme meiner Freunde Maki und Felix geworfen. Endlich wieder im Friendly´s Guesthouse. Endlich wieder zu Hause. Das musste natürlich gefeiert werden! Erst mit ein paar Rum Coke auf der berühmt berüchtigten Dachterrasse des Hostels und dann in einem Club namens „B-Side“.  Der Alkohol floss reichlich, man hatte mortz Gaudi miteinander und ging sogar relativ zeitig ins Bettchen um einen bösen Kater am nächsten Morgen zu umgehen.

Weihnachten

Ich wurde morgens um 7:30 Uhr unsanft aus meinen Schlaf geschnarcht. Unglaublich was für eine Geräuschkulisse herrscht, wenn frau in einem Dorm mit zwölf Betten nächtigt von denen zehn mit Männern belegt sind. Schlaftrunken tapste ich aus dem Zimmer auf die angrenzende Terrasse und traf dort auf drei Österreicher und einer Philippina die mich fröhlich mit „Merry Christmas“, einer Palette Bier und fünf Joints begrüßten. Stimmt da war was… Achso genau. Es ist ja Weihnachten! Selten kam mir etwas so unreal vor wie dieser Weihnachtsmorgen. Ich stand da mit Shorts, Top und Flipflops am schwitzen und blinzelte verschlafen in die Sonne, welche über den Dächern von Manila am aufgehen war. Krass. Wo ist der Schnee, die Kälte, der Weihnachtsbaum, die Dekoration, der ganze Stress? Es war einfach nicht da. Dieses Weihnachtsgefühl. Ich beschloss mich erst mal zu setzen und den Feiertag auf mich wirken zu lassen. Er wirkte nach dem ersten Bier und einer Live-Skype-Übertragung ins Delta Donaueschingen. Ich verbrachte zwei unterhaltsame Stunden mit den Össis und machte mich dann leicht angetrunken auf den Weg zur Mall um Ada und mir ein schönes Weihnachtsfrühstück zu besorgen. Leeeecker – Müsli. Eine echte Seltenheit in Asien.

Danach wurde nochmal schnell powergenapt und schon war es Abend. Zeit Weihnachten zu feiern! Der Besitzer Benji hat einfach Mal für das ganze Hostel Essen gekauft und ein großes Buffet springen lassen. Es gab alles was das Herz begehrt: Brot, Wurst, Käse, Salate, Nudeln, Reis, Gemüsepfannen und zu Feier des Tages sogar eine ganze Sau.

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Wir schmausten, lachten und tranken ohne diesen bekloppten Weihnachtsauftakt. Es gab keine Weihnachtsdekoration, es wurden keine Weihnachtslieder gesungen, Geschenke waren unerwünscht (den das größte Geschenk ist es beieinander sein zu können 😉 )und vor allem gab es keine gespielte „Ich bin nett zu dir, weil doch heute Weihnachten ist“-Stimmung. Es war entspannt und ungezwungen. Man lachte, drank und genoß einfach die Atmosphäre.

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Selbstverständlich endete der Abend erst am nächsten Morgen nach mehreren Runden King´s Cup, als alle einfach zu betrunken waren um sich noch irgendwie zu bewegen geschweige den zu artikulieren.

Nun ja, was soll ich über Weihnachten sagen. Eigentlich war es wie immer im Friendly´s Guesthouse nur mit mehr Alkohol und kostenlosem Essen und doch – es hatte einen ganzen eigenen Zauber. Es war wirklich cool mal ein ganz unkonventionelles Weihnachtsfest zu haben.

Boracay

Nachdem wir uns vom Fest der Liebe und des Alkohols erholt hatten beschloss das halbe Hostel endlich nach Boracay aufzubrechen. Alle freuten sich endlich aus Manila raus zu kommen und dem Strand und der Sonne „Hallo“ zu sagen. (Ich hab mich sogar noch ein bisschen mehr gefreut als alle anderen, denn ich konnte nach fast zwei Monaten Katrin wieder in die Arme schließen. Man hab ich sie vermisst! )Und da waren wir wieder… Im Sündenpfuhl der Philippinen und wieder fällt mir nicht mehr zu sagen ein, als: Hell, Dunkel, Hell, Dunkel, Hell, Dunkel, Hell, Dunkel…

Wir haben getrunken und gefeiert. Ohne Hemmungen, ohne Grenzen.  Wir verbrachten unsere Nächte auf irgendwelchen Fullmoon-Partys am Strand, wackelten morgens nach dem Sonnenaufgang nach Hause und schlummerten wieder bis abends um von neuem loszulegen. So lebt man hier! Die ganze Zeit in Boracay kommt uns im Nachhinein vor wie eine einzige lange Nacht. Ereignisse Daten zu zuordnen ist nahezu unmöglich…

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Aber keine Sorge Mama. Wir haben nicht nur  gefeiert. Nein, wir waren auch tauchen. Leute, das war so geil! Ich hab ja immer nicht verstanden, warum einen so viele Reisenden mit ihren Taucherfahrungen zubabbeln, aber jetzt… Das ist wirklich eine ganz neue Welt. Wir haben Nemo gefunden und noch einen Haufen anderer bunter, lustiger Fische und Unterwassertierchen. Awesome! Mehr als Empfehelneswert!

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So. Jetzt sitzen wir auf der Fähre und sind mehr als glücklich, das wir neun Tage Boracay ohne größere Schäden überstanden haben – ach Quatsch. Was erzähl ich denn da…

Wenn ich so in die Runde meiner Reisegefährten schaue könnte man meinen wir kommen aus dem Krieg. Wir sind alle kreidebleich, unsere Augen sind „dezent“ von Ringen umrundet, wir leiden alle unter tierischen Bauchkrämpfen, wir haben Sodbrennen und auch unser Kopf lässt nicht zu nur irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Wir sind wirklich mehr als fertig mit der Welt, aber was soll´s! Niemand ist mit einem schlechten Gefühl aus Boracay gegangen. Wir hatten viel, viel, viel Spaß und durften uns über viele, viele, viele neue nette Bekanntschaften erfreuen.